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Informationsvorlage - 2020/0501

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Beratungsfolge

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Sachverhalt

 

Am 20. Oktober fand ein gemeinsamer Gesprächstermin zwischem dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr (MWAEV) und der Stadt Völklingen bzgl. der möglichen Reaktivierung der Köllertal- und Rosseltalbahn statt. Das MWAEV wurde durch Hr. Dr. Preister (Referatsleitung ÖPNV) und Hr. Holz vertreten. Für die Stadt Völklingen nahm Fr. Oberbürgermeisterin Blatt, Hr. Matthias Zimmer und Fr. Altmeier (beide FD 52) teil.

 

Ziel des Gesprächs für die Stadt Völklingen war es, die bereits im bisherigen Aufstellungsverfahren zum neuen VEP ÖPNV Saarland (im Folgenden VEP-Saar) vorgestellten Inhalte zur möglichen Reaktivierung der Rosseltal- und Köllertalbahn zu konkretisieren.

 

Das MWAEV berichtete in diesem Termin auf Grundlage eines Gutachtens im Rahmen des Aufstellungsverfahren zum VEP-Saar. Das Aufstellungsverfahren ist jedoch noch nicht vollständig abgeschlossen. Die für September geplante Vorlage einer finalen Entwurf-Version an den Ministerrat und das anschließende offizielle Beteiligungsverfahren ist pandemiebedingt noch nicht erfolgt. Daher bleibt auch die tatsächliche und finale Darstellungsweise einer möglichen Reaktivierung der Rosseltal- und Köllertalbahn im VEP-Saar abzuwarten. Im Zuge des offiziellen Beteiligungsverfahrens hat die Stadt Völklingen auch nochmals die Gelegenheit eine detaillierte, schriftliche Stellungnahme abzugeben.
 

 

Planungen VEP-Saar Rosseltalbahn

 

Das Gutachten im Rahmen des VEP-Saar hat ein positives Nutzen-Kosten-Verhältnis (NVK) für die Reaktivierung der Rosseltalbahn ergeben. Die mögliche Reaktivierung wurde in Form einer Bahn- oder Saarbahnstrecke untersucht. Dabei fiel das NKV als Saarbahnstrecke am höchsten aus und soll dementsprechend als Zielvision im VEP-Saar weiterverfolgt werden. Das Ministerium hat einen Streckenverlauf (s. Anlage) mit den möglichen Haltepunkten Fenne – Klarenthaler Str., Fürstenhausen – Holzplatz, Fürstenhausen – Karolingerstr., Geislautern – Bahnhof und Geislautern Süd (Im Bruch/ Hammergraben)im Stadtgebiet Völklingen vorgelegt. Diese sollen als neue, einfache Haltepunkte, d.h. ohne Bahnhofsgebäude, angelegt werden. Für die Bahn ist ein 30-Minuten-Takt geplant.

 

Eine mögliche Verknüpfung der Rosseltalbahn mit dem Bahnhof Völklingen ist nicht vorgesehen. Dies wurde im Rahmen des Gutachtens ebenfalls geprüft, jedoch wegen Unwirtschaftlichkeit verworfen.

 

Die alte Bahnstrecke ist gemäß Fachplanungsrecht nur stillgelegt und noch nicht entwidmet. Die Infrastruktur ist teilweise noch vorhanden, jedoch wird bei einer Reaktivierung von einem kompletten Neuaufbau des Gleiskörpers ausgegangen. Die Strecke ist von Saarbrücken bis Fürstenhausen ist noch elektrifiziert, die Antriebstechnik der Bahn ist jedoch noch offen. Im Zusammenhang mit der geplanten Wasserstoffproduktion im Kraftwerk Fenne, ist auch ein Wasserstoffantrieb denkbar.
 

Eine Machbarkeitsstudie zur weiteren Untersuchung und Konkretisierung des Vorhabens soll im Auftrag des MWAEV nach dem VEP-Saar-Beschluss erfolgen und die verschiedenen Ausgestaltungmöglichkeiten (Haltepunkte, Fahrzeugeinsatz, Betriebsart, etc.) hinsichtlich größtmöglichem NKV gegenüberstellen.

 

Als Fördermittel für die Reaktivierung der Rosseltalbahn bzgl. Investions-, Planungs- und Baukosten stehen GVFG-Mittel zur Verfügung (90% Bundesförderung), unter der Voraussetzung, dass die Machbarkeitsstudie weiterhin ein NKV >1 bescheinigt. Die Betriebs- und Unterhaltungskosten werden erst durch die Machbarkeitsstudie untersucht, sind jedoch stark von der konkreten Ausgestaltung abhängig.

Die Machbarkeitsstudie wird nach dem VEP-Saar-Beschluss beauftragt, anschließend erfolgt die Entwurfsplanung und das Planfeststellungverfahren. Die Inbetriebnahme wird demnach frühstens in ca. 5 bis 10 Jahre erfolgen.

 

Bewertung durch FD 52

 

Grundsätzlich steht die Stadt Völklingen jeglicher Verkehrsverlagerung auf nachhaltige und umweltfreundliche Verkehrsmittel sowie Maßnahmen zur Verringerung von Verkehrsauswirkungen (Lärm, Luftemissionen) positiv gegenüber.

 

Eine mögliche Reaktivierung der Rosseltalbahn ist jedoch auch kritisch zu betrachten, da sich sowohl Vorteile als auch Nachteile für die Stadt Völklingen ergeben können:

 

Mögliche Vorteile

Mögliche Nachteile

Standortvorteil bei Wohnortwahl oder Gewerbeansiedlung

Negative Auswirkungen im ÖPNV:

         1. Rückgang der Fahrgastzahlen der VVB und somit höhere Verluste

 

         2. Umstrukturierung des Liniennetzes notwendig (neue Zubringerverkehre zu Haltepunkten)

 

  

Für bisherige Zugpendler aus den Stadtteilen Geislautern, Fenne und Fürstemhausen mit neuen Haltepunkt ggf. schnellere und umsteigefreie Verbindung

Abhängen der Stadtteile Geislautern, Fenne und Fürstenhausen von der Innenstadt und Verlagerung der Kaufkraft nach Saarbrücken

  Umstieg der Pendler aus dem Rosseltal auf die Bahn, dadruch Verkehrsentlastung durch weniger Kfz-Durchgangsverkehrr

Keine oder nur geringe Verkehrsentlastung, da keine Anbindung an die Innenstadt besteht (weiterhin Binnenverkehr)

  Stärkung des Tourismus im Warndt (Anreise mit umweltfreundlichem Verkehrsmittel)

Zusätzliche Verkehrsbelastung durch Bahnlärm

  Einsparen von Zweitautos 

Wegfallen der Flächen für mögliche Ortsumgehungen (siehe VEP VK, Kapitel 1.5)

 

Viele mögliche Vor- und Nachteile können erst mit einer konkreteren Ausgestaltung des Vorhabens abschließend bewertet werden. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie bleiben somit abzuwarten.

 

Planungen VEP-Saar Köllertalbahn

Das Gutachten im Rahmen des VEP-Saar hat ein negatives NKV für die Köllertalbahn ergeben. Laut MWEAV sorgt der Verlauf der Köllertalbahn nur für geringe Verkehrsentlastung. Der Verlauf durch überwiegend unbebautes Gebiet ermögliche nur wenige Haltepunkte (s. Anlage). Daher seien zusätzliche Busverkehre als Zubringerverkehre zu den Haltepunkten notwendig. Das Vorhaben einer möglichen Reaktivierung der Köllertalbahn soll im VEP-Saar nicht weiterverfolgt werden.

 

 

Bewertung durch FD 52

 

Diese Darstellung ist für die Stadt Völklingen nur in Teilen nachvollziehbar. Eine Reaktivierung der Köllertalbahn mit Anschlussverknüpfung am Bahnhof Völklingen bietet für die Stadt Völklingen die einzige Möglichkeit zur Verkehrsentlastung und -verlagerung der starkbefahrenen L136 (Hohenzollernstraße – Heinestraße – Püttlingener Straße, Durchgangsverkehr 26% gemäß VEP VK). Die Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit neuer Zubringerverkehre durch eine Umstrukturierung des ÖPNV müsste ggf. durch die betroffenen Aufgabenträger geprüft und beurteilt werden. Im Fall einer Reaktivierung müsste eine äquivalente Wegeführung für den Köllertal-Radweg gefunden werden.
 

Grundsätzlich kann seitens der Stadt Völklingen der Außerachtlassung der Reaktivierung der Köllertalbahn im VEP-Saar nicht zugestimmt werden.

 

Die Stadt Völklingen wird im offiziellen Beteiligungsverfahren zum VEP-Saar die Chance zur Stellungnahme nutzen und die lokalen Interessen unabhängig der Gutachtenergebnisse weiter vertreten.

 

Planungen Bisttalbahn

Die Bisttalbahn wurde im Gespräch am 20. Oktber zunächst nicht thematisiert.
Aus Sicht der Stadt Völklingen bietet aber auch eine mögliche Reaktivierung der Bisttalbahn verkehrliche und wirtschaftliche Vorteile.
Die Bisttalbahn würde eine Entlastung der Ortsdurchfahrt Wehrden und der Autobahn A620 ermöglichen. Durch eine Anbindung an den Völklinger HBF, aufgrundlage breits vorhandener Infrastruktur, könnte eine Belebung und Stärkung der Völklinger Innenstadt erzielt werden. Der VEP VK sieht vor die verkehrliche, finanzielle und organisatorische Machbarkeit und Zweckmäßigkeit einer Reaktivierung der Bisttalbahn zu prüfen.

Dementsprecht wird die Stadt Völklingen auch die Aussagen des VEP-Saar bzgl. einer Reaktivierung der Bisttaltbahn, unter Berücksichtigung der Interessen Völklingens, prüfen und in ihre Stellungnahme einfließen lassen.
 

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Anlagen

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